Jan van der Ploeg, *1959, lives and works in Amsterdam | www.janvanderploeg.com
Untitled (Grip)
5. April – 31. Mai 2003
Grips‘ mit Grips
Von weitem und von aussen gleichts einem riesigen, liegenden, roten S, was da im ehemaligen, nun tiptop renovierten Eckladen Hebelstrasse/St. Johanns-Ring an die Wand gemalt ist. Der Holländer Jan van der Ploeg hat mit seiner exakten Intervention – dank der grossen Glasfenster künstlerisch ins Quartierleben eingegriffen: Keiner, der vorbeigeht, kommt um einen Blick auf seine Malerei herum. Von innen und von nah besehen, verliert sich das liegende S schnell. Van der Ploeg geht von der simplen Form eines in grosse Kartonschachteln eingestanzten Haltegriffs aus, wie jedermann ihn kennt. Dieses nun völlig zweckentfremdete bzw. zweckfrei gewordene Modul variiert er souverän, sowohl was die Form als auch die Farbe, Grösse oder Länge betrifft.
Es gibt nicht nur Wandmalereien, sondern auch handliche, kleine ‚Zeichnungen‘ davon, immer aber im anonymen Stil konkreter Kunst, d.h. texturlos. Bildräumlich ist die hälftige Aufteilung kongruent bzw. entspricht einander in der mathematischen Raumausmessung, im vorgegebener Fall also ebenso viel weisse Wand wie roter Farbauftrag. Die Arbeiten geben sich ausnahmslos ohne Titel, tragen aber die Bezeichnung ‚Grip‘, was auf Holländisch und Englisch Haltegriff oder Bügel bedeutet. Die Kraft der Grips entwickelt sich aus der erstaunlichen Tatsache, dass sie genau das dem Auge bieten: einen visuellen Haltegriff und sonst nichts.
Tadeus Pfeifer, Basler Zeitung, 17/24. 4. 2003