Katrin Paul, *1966, lives and works in Frankfurt | www.katrinpaul.com

weiss wie…
           zwischenhinein

26. März – 21. Mai 2022

kratzen ratzen ritzen
reißen beißen schmeißen
schweißen bohren und rumoren
kochen lochen pochen
salzen schnalzen schnitzen
Salz in Wunden schütten
reiben raten warten
brennen rauchen schmauchen
explodieren dann kristallisieren

Papier ist geduldig. Muss es auch sein, wenn es mir in die Hände fällt. Papier wird von mir gebissen, zerkratzt, gebohrt, zur Explosion gebracht – Flüssigkeiten darauf verschüttet und Material getreten und zerquetscht. Trotz dieser brachialen Vorgehensweisen entstehen stille, fast meditative Installationen, poetische Raumaneignungen und Anmutungen.

Fotografisches Scheitern an Fragen nach „realer Abbildung“ z.B. bahnte mir den Weg diese Fragestellungen zu überdenken und dann auf neuen Wegen mit Papier zu realisieren. Vergängliches, Flüchtiges, das mir auf fotografischem Wege entwich, begann ich auf Papier zu bannen. Schnee und Regen habe ich mit Hilfe von Mehl (Gluten) auf Papier abgebildet, Rauch und Schmauch durch Feuer und Schwarzpulver. So konnte ich nicht nur das Abbild, sondern auch das Wesen dieser ephemeren Phänomene festhalten, es kam eine sinnlich haptische Ebene durch das Material Papier zu meiner künstlerischen Arbeit hinzu.

Sprachliche Wendungen z.B. „für etwas Brennen“ oder „Löcher in den Bauch fragen“ erzeugten innere Bilder, die ich in serielle Papierarbeiten umsetze, in Schmauchspuren und gelöchert.

Das Papier hat nun die Fotografie in meiner künstlerischen Arbeit verdrängt. Und ich dränge immer mehr in den Raum mit meinen Papierarbeiten. Erst mit Faltungen, dann mit mäandernden Papierbahnen und zerknülltem Papier, zu großen Skulpturen getürmt, erobere ich den Raum.

Text Katrin Paul